Pascal Strässle
5. Februar 2024

Finanzplanung – auch bei KMU ein Muss für die finanzielle Führung

L E S E D A U E R :  4  M I N U T E N

Die finanzielle Führung bei KMU, auch bei Kleinstunternehmen, beinhaltet mehrere Instrumente und dazu gehört auch die Finanzplanung. Diese wird oft vergessen, weil die Finanzierung gesund oder vermeintlich gesund ist und keine Not und Druck von Aussen besteht. Doch die Situation kann sich ändern, sei es zum Beispiel die finanzielle Situation oder ein neuer Lebenszyklus der Unternehmung steht bevor. Die Finanzplanung erhält spätestens dann eine ganz zentrale und wichtige Bedeutung für den Unternehmer und allfällige Geldgeber als Entscheidungsgrundlage.


Instrumente der finanziellen Führung
Die finanzielle Führung einer Unternehmung beinhaltet mehrere Instrumente wie Bilanz, Erfolgsrechnung, Budget, Finanzplan, Geldflussrechnung, Kostenrechnung und Risikomanagement. Die Bilanz und Erfolgsrechnung sind vom Gesetzgeber vorgeschrieben und werden daher umgesetzt. Aber bei vielen KMU und meist bei Kleinstunternehmen werden die anderen Instrumente nur teilweise oder gar nicht angewendet und dazu gehört insbesondere auch der mehrjährige Finanzplan mit Geldflussrechnung.

Gute Gründe für eine Finanzplanung
Oft sehen Unternehmer keinen Grund dafür und keinen Sinn darin, eine solche Finanzplanung jährlich rollend vorzunehmen, und ziehen den "Blindflug" der Planung vor. Ein grosser Fehler, denn mit einer mehrjährigen (ich empfehle einen Zeithorizont von drei bis fünf Jahren) Finanzplanung inklusive Geldflussrechnung werden der liquide Bedarf sowie mögliche Engpässe frühzeitig erkannt. Auch grössere Investitionen und derenFinanzierungen können damit rechtzeitig eingeplant werden. Zudem kann die entsprechende Mittelbeschaffung, seien es Eigen- oder Fremdfinanzierungen (Kapitalerhöhung, Darlehen, Kredite, Leasing), geplant und vor allem rechtzeitig sichergestellt werden.

In vielen Fällen kann die Unternehmung und deren Inhaber solche Finanzbedarfe, zum Beispiel mit Darlehen oder Kapitalerhöhungen, nicht selber decken und es ist eine Mittelbeschaffung bei Dritten nötig. Gerade für solche Geldgeber, seien es Investoren oder Banken, ist es von zentraler Bedeutung, dass mit einem mehrjährigen Finanzplan der effektive Bedarf und die Auswirkungen von Anfang an aufgezeigt werden können. Dies schafft auch Vertrauen und ist die Basis für Verhandlungen.

Wer einen möglichen Liquiditätsengpass spät oder zu spät erkennt, hat meist schlechtere Karten bei Verhandlungen mit Geldgebern. Statt seine Finanzen selbst steuern zu können, wird man dann in einem gewissen Umfang von Dritten gesteuert. Dies gilt es frühzeitig zu verhindern um stets im "Drivers Seat" zu bleiben.

Finanzplanung im Nachfolgefall
Kommt es in einem Unternehmen zu einer Eigentümernachfolge, beginnt für dieses ein neuer Lebenszyklus; spätestens zu diesem Zeitpunkt muss eine mehrjährige Finanzplanung erstellt werden. Einerseits müssen die neuen Eigentümer nicht nur die Finanzkennzahlen der Vergangenheit kennen, sondern auch die Kennzahlen der Zukunft sowie der möglichen Einflüsse ihrer Planung und der eigenen Ausrichtung.

Zudem wird fast in allen Nachfolgefälle von den neuen Eigentümern zur Finanzierung des Kaufpreises auch Fremdkapital von Banken oder Investoren benötigt. Dieses Fremdkapital muss in der Regel innert 5 bis 7 Jahren zurückgeführt werden. Dies erfolgt über hohe Gewinnausschüttungen und Entzug von Liquidität bei der Unternehmung. Auch dies muss zwingend eingeplant und die Tragbarkeit über die Geldflussrechnung nachgewiesen werden.

Liquiditätsplanung bei Startup's
Nicht nur aber gerade bei Startup's ist nebst der Erstellung eines Businessplanes und mehrjähriger Finanzplanung auch die kurzfristige Liquiditätsplanung für die ersten 12 Monate eine wichtige Voraussetzung, oder gar Bestandteil davon, für den erfolgreichen Firmenaufbau. In den ersten Monaten fliessen noch fast keine Debitorenzahlungen. Da die ersten Aufträge zuerst akquiriert, ausgeführt, fakturiert und dann die Zahlungsfrist abgewartet werden muss, vergeht meist einige Zeit bis die ersten Zahlungseingänge zu verzeichnen sind. Auf der anderen Seite sind die Gehälter ab dem ersten Monat fällig und das Material muss vorgängig und teilweise auf Lager eingekauft werden und kostet viel wertvolle Liquidität. Zudem sind einige Betriebskosten wie Versicherungen etc. vorschüssig fällig. Auch die anfänglichen Investitionen müssen beim Start finanziert sein.

Professionelle und transparente Umsetzung
Die Planung und Budgetierung können nur von den Unternehmern selbst erstellt werden. Jedoch ist eine fachliche Unterstützung und Begleitung bei KMU durch einen erfahrenen, externen Fachmann/-frau meist sinnvoll und nötig. Auch ist so sichergestellt, dass die Planung mit einem professionellen Tool transparent und korrekt dargestellt wird.

FAZIT
Viele Unternehmer/-innen gerade bei Kleinstunternehmen erachten die freiwillige und frühzeitige Finanzplanung als überflüssig und verzichten darauf. Dies mag bei sehr gesunden finanziellen Verhältnissen und wenn keine Änderungen bevorstehen, kurzfristig keine negativen Auswirkungen haben.

Spätestens aber wenn in Zukunft eine Strategieanpassung, Neuausrichtung, grössere Investitionen oder eine Nachfolge bevorstehen, soll eine seriöse, verlässliche und mehrjährige Finanzplanung erstellt werden. Hier ist dann eine externe Unterstützung und Begleitung mit know how und einem geeigneten Tool meist nötig und sinnvoll.